Eintrittskarte von 1907 | Postkarte von 1903 | Ein beschaulicher Platz ohne Autoverkehr: Die obere Steinstraße um die Jahrhundertwende.
Richard Hubert. Direktor und Besizuer seit 1890

Gute Zeiten

– schlechte Zeiten

Die Idee des Walhalla-Theaters stammte vom Kaufmann und Bauunternehmer Eduard Keerl. Nach dem Kauf der ehemaligen Lözius‘schen Reitbahn ließ er das Gebäude in ein Varieté-Theater für 1600 Zuschauer mit abendfüllenden Programmen – bestehend aus Gesang, Akrobatik, Artistik, Tierdressuren, Magie und humoristischen Nummern – umbauen. Bereits am Eröffnungsabend traten Varieté-Künstler unter anderem aus England, Ungarn und Spanien vor einem 2000-köpfigen Publikum auf, das mit stürmischem Beifall seine Begeisterung zeigte. Pächter und damit auch Direktor des Spezialitätentheaters wurde der Berliner Bühnenautor Rupert Mahortschitsch. Doch schon nach wenigen Tagen wurde das Pachtverhältnis aufgelöst, Keerl selbst wurde Direktor des Theaters und Mahortschitsch zum technischen und artistischen Leiter ernannt, bis er seine Tätigkeit wegen eines Schlaganfalls ganz aufgeben musste. Im Oktober 1889 stellte Keerl als neue Pächter und Direktoren die Leipziger Richard Hubert und Oskar Sebald ein.

Walhalla-Theater
Blick in den prächtig ausgestatteten Saal um 1900
Plakat zum fünfjährigen Bestehen 1894
Programm zum 10-jährigen Jubiläum

Bereits im Mai 1890 kaufte Hubert das Walhalla und wurde dessen alleiniger Direktor. 1899 brachte er zum 10-jährigen Bestehen ein Festprogramm auf die Bühne, mit dem er an zehn erfolgreiche Jahre, in denen 2264 (!) verschiedene Künstlergruppen im Walhalla auftraten, erinnerte.

Nach 1900 ergänzte Theaterdirektor Hubert das künstlerische Angebot des Varietés mit Operetten-Gastspielen verschiedener Theaterhäuser Deutschlands. So gastierte 1903 das 80-köpfige Ensemble des Berliner Apollo-Theaters mit der sehr erfolgreichen Operettenaufführung Lysistrata von Paul Lincke im Walhalla.

Dennoch, nach 14 glanzvollen Jahren verließ Hubert das Spezialitätentheater. Zwei Jahre löste nun ein Direktor den nächsten ab, bis die Diskontinuität im August 1906 in einer Zwangsversteigerung endete. Georg Rosenthal-Süßmilch, selbst Artist, kaufte und renovierte das Walhalla, um es am 1. September 1906 als Süssmilch`s Walhalla-Theater wiederzueröffnen. Während seiner Direktion trat im Jahr 1907 der damals noch unbekannte Künstler Karl Valentin unter dem Pseudonym Charles Fey mit einer instrumentalen Apparatur aus 20 Musikinstrumenten auf.

Doch auch Süssmilchs Erfolg währte nicht lange. Bereits im Januar 1909 wurde das Gebäude wegen brandschutztechnischer Mängel geschlossen. Dem Walhalla fehlte der Eiserne Vorhang, um den sich ab September 1909 der neue Besitzer und Direktor bemühen wollte: Paul Blüthgen