Das Steintor-Varieté um 1970 in seiner Zeit als sozialistische Kulturstätte
Aus den Publikumslieblingen Eberhard Cohrs und Rolf Herricht machte das Fernsehen der DDR Stars. Peppi Zahl galt als der Lokalmatador des Humors
Dagmar Frederic und Peter Wieland zählten zu den beliebtesten Schlagersängern

Gute Laune im Gepäck

Ein Stelldichein der Optimisten

Anfang der 1970er Jahre blies ein frischer Wind ins Land. Die Röcke wurden kürzer, die Haare länger. Aufbruchsstimmung herrschte allen Ortes. 1973 gastierten im halleschen Steintor-Varieté „das Günther-Fischer-Quintett, Uschi Brüning, Ballett Brasil-Tropikal, Eberhard Cohrs, die Chris Barber-Band, Zsuzsa Koncz, Peter Wieland, Dagmar Frederic, die Harbour-Jazz-Band, die Klaus-Renft-Combo, Chris Doerk und Frank Schöbel, Middle of the Road, Karin Maria, Modern Soul-Band, Thomaner-Chor, Ensemble Hellen, Susi Schuster, Trio Santa Cruz, Lift, Herbert Roth und seine Instrumentalgruppe, Meister Nadelöhr und seine Freunde, die Klaus Lenz-Big-Band, die Puhdys und über 60 internationale Spitzendarbietungen der Artistik sowie Tänzer, Sänger, Humoristen, Conférenciers und Orchester.“

Dem internationalen Trend Rechnung tragend, etablierte sich auch am hiesigen Varieté-Theater immer mehr die Personality-Show als Programmformat. Mit Sing für mich bot das Haus beispielsweise schon im Dezember 1963 eine Bärbel-Wachholz-Revue. Abendfüllend gastierten in den 1970ern alle bedeutenden Vertreter des einheimischen Schlagermetiers wie Frank Schöbel, Monika Hauff und Klaus-Dieter Henkler, Dagmar Frederic mit Peter Wieland, Andreas Holm und Thomas Lück sowie Regina Thoß mit Roland Neudert. Später zogen Uwe Jensen, Hans-Jürgen Beyer oder Jörg Hindemith nach.

„Hausconférencier“ Günther Krause in Aktion
Großes Revuefinale mit Günthi Krause Ende der 1980er Jahre
30 Jahre Tanzorchester Schwarz-Weiss – 1979 ein Grund zum Feiern

1971 übernahm Regisseur und Drehbuchautor Helmut Eschrich für die folgenden 20 Jahre die Leitung des Hauses. Unter seiner Ägide blieb Halle eine erste Adresse in der Unterhaltungskunst. Im Bestreben zur gebotenen Vielfältigkeit auch internationale Darbietungen auf die Varieté-Bühne zu bannen, galt es die begrenzten Möglichkeiten auszuschöpfen. Wohl gaben sich Stars aus dem sozialistischen Ausland, afrikanische, lateinamerikanische und fernöstliche Tanzensembles, Artisten sowie renommierte Jazzmusiker aus allen Himmelsrichtungen die Ehre, aber Auftritte wirklich angesagter Stars aus dem Westen blieben die Ausnahme. Neben politischen Ressentiments, chronischem Devisenmangel und begrenzten Platzkapazitäten war das Steintor eben doch nur „die kleine Schwester“ des Berliner Friedrichstadtpalastes.