Vielfalt ist Programm – mit gutem Gespür für die Trends der Unterhaltungskunst löst das Steintor-Varieté seit 125 Jahre immer wieder neu das Versprechen auf einen fröhlichen Abend ein
Maite Kelly ganz Varieté-like

The Show

must go on

Wie in einstigen Glanzzeiten säumten Ende Oktober 1996 lange Menschenschlangen den Kassenbereich zum Erwerb von Eintrittskarten. Rund 1000 Tage nach Schließung des Hauses im Dezember 1993 lockte die Wiedereröffnungsgala des Varieté-Theaters. Getragen von hohen Erwartungen und überwiegend wohlwollender Neugier zog wieder Leben in die traditionsbeladene Bastion der kurzweiligen Unterhaltung ein.

Wie das Steintor-Varieté zur City, gehört City zum Steintor-Varieté.

Nach über drei Monaten Renovierungsarbeiten in den respektheischenden Räumlichkeiten des Musentempels begann das Innere des Hauses in angemessener Würde seine alte Pracht neu zu entfalten. Stimmungsvoll sollte fortan ein tiefblauer Himmel mit 10.000fachem Sternenbesatz über die Zuschauer wachen. Durch die Wiedererschließung des dritten Ranges entstand ein Zugewinn von 200 Plätzen.

Nunmehr harrten 1145 Sitzgelegenheiten ihrer Bestimmung, welcher sie am 7. November 1996 auch erstmals wieder entsprechen sollten. Unter dem Titel Verliebt in meine Stadt entboten sich im kunterbunten Reigen die Darbietungen der Eröffnungsgala. Als Reminiszenz und programmatische Fortschreibung zugleich, lieferten gestandene „Steintorgrößen“ wie Dagmar Frederic, Leni Staatz, Günther Krause und Karat die kommoden Fixpunkte der Revue.

Das Steintor-Varieté lieferte den Rahmen für zahlreiche Medienproduktionen
Die Wise Guys ganz entspannt im Back-Stage. Eine erstaunliche Bandbreite zeichnet das Angebot des Steintor-Varietés aus. In den alten Kasten passt einfach alles.
Endlos auf Tour und immer wieder gern im Steintor-Varieté: Die Puhdys

Mit viel Applaus bedacht, avancierte die Eröffnung zum Startschuss in die Varietéwelt einer neuen Ära. Mit über 150.000 Besuchern, die in der Folgezeit das Steintor pro Jahr verbuchte, erwarb das Haus wieder ein weit über die Grenzen der Regionweisendes Renommee in der Showbranche.

Gleich einem sturmerprobten Leuchtturm der heiteren Muse bewährte sich seither die Symbiose eines engagierten Fördervereins im Verbund mit der Eigentümer GbR Schuh · Rademacher. Seit 2002 sorgt die event-net gmbh für ein attraktives wie marktorientiertes Format der darstellenden Künste. Mit dem besonderen „Steintorflair“ gelang es den Betreibern, das Varieté in den Tourneeplan nahezu alle Show-Größen der Musik-, Comedy-, Kleinkunst-, Tanz- und Unterhaltungsszene einzubinden.

Aus der endlos scheinenden Liste ließen sich beispielsweise erwähnen: BAP, Badesalz, Chris Barber, The Chippendales, Cindy aus Marzahn, Gunter Gabriel, Art Garfunkel, die Münchner Freiheit, Reinald Grebe, Oliver Kalkofe, Karat, Kurt Krömer, Mary, John Mayall, Mundstuhl, Tom Pauls, Volker Pispers, Urban Priol, Max Raabe, Ralf Schmitz, Frank Schöbel, Olaf Schubert, Sido, das Russische Staatsballett Moskau, Bernd Stelter, Ulrich Tukur, Konstantin Wecker, Bill Wyman. Auf legendäre Weise schrieb das hallesche Steintor-Varieté mit dem Auftritt der ältesten deutschen Hip-Hop-Band Die Fantastischen Vier ein Stück internationale Showgeschichte. In einer Weltpremiere wurde von hier aus am 28. September 2010 erstmals ein Konzert als 3-D-Live-Übertragung in über 150 Kinosälen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, sowie Belgien und Luxemburg ausgestrahlt.

Im selben Jahr fand das Steintor mittels TV-Comedy-Programmformat den Weg in jedes Wohnzimmer. Auch Freunde moderner Musik – diesem Genre bot das Haus als Spielstätte des Impuls-Festivals 2013 ein resonanzträchtiges Podium – kamen durch die heimische Varietébühne auf ihre Kosten.

Künstlerische Vielfalt, Tempo, Humor, schöne Frauen und Spitzenleistungen zogen das Publikum auch weiterhin in ihren Bann. In dieser Zusammensetzung sollten die Sterne über der Bühne des Steintor-Varietés, dem einstigen Walhalla-Theater, für die nächsten 125 Jahre strahlen. Toi, toi, toi